Ungarn, 1916. In Cinkota, einem kleinen Städtchen nahe Budapest, sieht sich die Haushälterin der Kossuth-Straße 9 in Erklärungsnot. Ihr Arbeitgeber, Béla Kiss, ist im Krieg gefallen. Nun stehen uniformierte Beamte auf dem Hof und wollen die im Keller gelagerten Ölfässer beschlagnahmen. Was sie stattdessen finden, verschlägt allen die Sprache.
Denn die 24 Metalltonnen, die auf dem Gelände sichergestellt werden, enthalten kein Öl – sondern in Alkohol konservierte Leichen. Bei einer davon handelt es sich um Kiss' Ehefrau Marie; im Fass daneben befindet sich deren Liebhaber, Paul Bikari. Im Ort hat man bis dato geglaubt, die beiden seien vier Jahre zuvor zusammen durchgebrannt.
Auch die Gesichter der anderen 22 Opfer sind dank der konservierenden Funktion des Alkohols noch gut zu erkennen. Die Frauen können nach und nach identifiziert werden. Kiss, so stellt sich heraus, fand die alleinstehenden Damen mittels Heiratsanzeigen unter dem Namen »Hoffmann«, brachte sie um ihr Vermögen und lockte sie zu einem letzten Liebesspiel auf den Hof, wo er sie schließlich erdrosselte. Der Täter ist tot; der Fall wird zu den Akten gelegt.
Doch plötzlich werden Gerüchte laut: Ist Béla Kiss tatsächlich im Krieg gefallen? Oder handelt es sich um eine Verwechslung, womöglich gar eine ausgeklügelte Finte? Kommissar Karoly Nagy schreibt den Mann zur Fahndung aus – und erhält immer wieder neue Hinweise: 1919 wird Kiss von einem Zeugen in Budapest gesehen, 1924 bei der französischen Fremdenlegion, 1932 in New York auf dem Times Square.
Gefasst wird der »Untote« nie. Bald gibt man ihm den Beinamen »Vampir«. Nicht weil er das Blut seiner Opfer trank. Sondern weil er seinen 22 Mätressen die Seele aussaugte. Und – sollte Kiss den Krieg tatsächlich überlebt haben – wer weiß, wie viele weitere Frauen ihre Liebe zu ihm mit dem Tod bezahlten ...
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