the DARK side of life: November 2022
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Liebe Leserin, lieber Leser, 
 
ich hoffe, du konntest bereits ins Wochenende starten. Lesestoff für entspannte Stunden gibt's hier: Heute geht es um das Setting, in dem ich arbeite, um eine viel diskutierte Tötung auf Verlangen und um einen True Crime-Roman, den ich dir unbedingt ans Herz legen möchte. Außerdem erzähle ich dir von einem ganz persönlichen Highlight im Oktober.
  
Viel Vergnügen!
 
P.S.: Gibt es einen Bereich meines Alltags oder einen True Crime-Fall, über den du gerne mehr erfahren möchtest? Dann antworte mir gerne auf diese Mail!
 
 
 

Behind the Scenes: Wo schreibe ich?

Der Barista zaubert Schaumherzen auf Heißgetränke, die Atmosphäre ist gelöst, das heimelige Café gut besucht. An einem Tisch neben der Theke treffen sich zwei Freundinnen zum Plausch, es wird viel gelacht. Neben den beiden klopft ein Kleinkind unermüdlich mit einer Rassel auf den Rahmen des Hochstuhls. Die vergrämt dreinblickenden Eltern machen Zischlaute, vergeblich. Geschirr klappert. Ein Radio dudelt. Die Glocke über der Eingangstür erklingt. Auf einem Platz am Fenster sitzt der Autor, scheint nichts und niemanden um sich herum wahrzunehmen, haut stattdessen wie wild in die Tasten seines Laptops und – ich schalte den Fernseher aus.
 
Natürlich gibt es sie, diese Autoren – in Filmen und Serien tatsächlich vorwiegend männlich; ich meine hier aber natürlich beide Geschlechter und alles dazwischen. Es gibt sie also, diese Menschen, die inmitten von Geschnatter und Geklirr schreiben können. Und manchmal beneide ich sie. Denn ich kann das nicht. 🤷🏼‍♀️
 
Damit ich mich in meine Figuren und Szenen gänzlich hineinversetzen kann, muss um mich herum Ruhe herrschen. Niemand darf mit mir im Raum sein (schnurrende Fellknäuel ausgenommen), und auch das Handy sollte nicht in der Nähe liegen. Das klappt am besten nachts – wenn außer mir alles schläft. Die dunklen Stunden waren ohnehin schon immer meine kreative Glanzzeit. 🦉
 
Kaffee gibt es auch bei mir. Da braucht es keine edle Bohne; Hauptsache viel. Koffein ist der Treibstoff, der mich durch lange Schreibnächte und auch die Planungsphasen bringt. Apropos: Was passiert, bevor ich überhaupt mit dem Schreiben beginne, wie ich also von der Grundidee zum fertigen Plot gelange, verrate ich dir im nächsten Newsletter. Stay tuned! 😎
 
 
 

True Crime: Ein Kannibale & sein Opfer

Hessen, 1999. Armin Meiwes ist ein True Crime-Fan. Seit Jahren sammelt der 37-Jährige Zeitungsausschnitte und Fernsehaufnahmen über die blutigen Details des Vietnamkriegs, über Fritz Haarmann, den »Vampir von Hannover«, und über Jeffrey Dahmer. Doch Meiwes' Faszination geht weit über das übliche Maß hinaus. Eine ganz bestimmte Vorstellung lässt ihn seit seiner Jugend einfach nicht los: Genau wie der legendäre Kannibale aus den USA, möchte auch er einen Menschen zerstückeln und verzehren.
 
Tatsächlich haben Meiwes' und Dahmers Lebensgeschichten viel gemein: Beide werden Anfang der 60er-Jahre geboren und erleiden frühkindliche Demütigungen durch ihre Mütter. Beide sind beziehungsunfähig, weil ihnen der stabile Identitätskern fehlt. Und beide eint die abstruse Idee, zum Mann zu werden, indem sie sich einen anderen Mann einverleiben – und ihn dadurch für immer an sich binden.
 
Doch weil Meiwes länger wartet, bevor er dem Drang nachgibt, verfügt er über ein Hilfsmittel, das seinem berüchtigten Vorbild nicht zur Verfügung stand: das Internet. Hier kann der Mann, den man in seiner Heimat nahe Fulda als hilfsbereiten, freundlichen und etwas naiven Kollegen und Nachbarn kennt, seine Gewaltfantasien mit anderen teilen. Hier findet er Gleichgesinnte – in Foren, die »Verspeist«, »Gourmet« oder »Cannibal-Café« heißen.
 
Meiwes nimmt Kontakt zu 430 Männern auf, speichert über 50 Schlachtgeschichten und Rezepte auf seiner Festplatte – und glaubt gleichzeitig dennoch an die große Liebe und den Traum von der glücklichen Familie. Silvester 1999, knapp vier Monate nach dem Tod seiner herrschsüchtigen Mutter, lernt er endlich eine Frau kennen. Sie ist 36 und Mutter dreier Kinder. Anfangs scheint alles gut zu werden. Doch als die Beziehung wenig später in die Brüche geht, lässt Meiwes seine grausamen Fantasien endgültig Wirklichkeit werden.
 
»Suche jungen, gut gebauten Mann, der sich von mir gerne fressen lassen würde.« – So steht es in Meiwes' Online-Kontaktanzeige. In der ehemaligen Räucherkammer des geerbten Gutshofes richtet er einen Schlachtraum ein: Die vom Ruß schwarz verfärbten Wände werden mit Matratzen und Spanplatten gedämmt. Ein Metallbett, zwei Nachttische, eine Biergarnitur sowie ein improvisiertes Andreaskreuz bilden die Einrichtung. Aus der Verpackung eines Kaminbaukastens bastelt Meiwes einen Käfig, aus einer Regenschirmhülle und einem Fernsehkabel eine Peitsche. Außerdem liegt das Küchenbeil der Großmutter bereit.
 
Es melden sich junge Männer mit Decknamen wie »Meat4Food«, »Schlachtjunge« und »Mädchenfleisch«. Meiwes vereinbart mehr als 30 Treffen, fährt nach Holland, Dresden und Hamburg, doch die Verabredungen platzen. Im Juli 2000 lernt er schließlich »Jörg« aus Füssen kennen. Die beiden treffen sich, spielen die Schlachtung. Meiwes könnte den Mann töten, doch er tut es nicht – weil der das nicht will. Die Bekanntschaft verläuft im Sande.
 
Dann, am 5. Februar 2001, erscheint die Anzeige eines »Cator« im Forum: »Ich biete an, mich von Euch bei lebendigem Leib verspeisen zu lassen. [...] Also, wer es WIRKLICH tun will, der braucht ein ECHTES OPFER!!« Meiwes schreibt sofort zurück.
 
Der Mann hinter dem Decknamen »Cator« heißt Bernd Brandes, ist 43 Jahre alt und arbeitet als Software-Analyst bei Siemens. Er gilt als anerkannter Spezialist auf seinem Gebiet und lebt in einer festen, homosexuellen Beziehung. Später, im Gerichtsverfahren gegen Meiwes, werden psychiatrische Gutachter Brandes posthum eine schwere Persönlichkeitsstörung attestieren, einen tiefverwurzelten Todeswunsch, ausgelöst durch Schuldgefühle am Tod der Mutter.
 
Die beiden Männer schmieden Pläne. Er freue sich, so schreibt Brandes im Chat, auf den »Himmel auf Erden«. Schon als Kind habe er davon geträumt, gebraten und gegessen zu werden. Am 9. März 2001 fährt er nach Rotenburg – um »endlich sein Lebensziel zu erreichen«. Was dort in den folgenden Stunden mit ihm geschieht, ist hinreichend in Gerichtsakten und unzähligen Zeitungsartikeln, teils sogar filmisch dokumentiert. An dieser Stelle daher nur so viel: Sein Wunsch wird erfüllt.
 
Armin Meiwes tötete Bernd Brandes am 10. März 2001 durch einen Messerstich ins Herz, um ihn anschließend zu verspeisen. Gefasst wurde der »Kannibale von Rotenburg« nur deshalb, weil seine Suche nach einem zweiten Opfer nicht unentdeckt blieb: Ein Student meldete die besorgniserregende Internet-Annonce der Polizei.
 
Meiwes und Brandes. Zwei Männer, die eine grauenhafte Fantasie teilten – und diese schließlich wahr machten. Zwei Männer, mitten in Deutschland, die nach außen hin völlig unscheinbar wirkten, obwohl sie schon lange Zeit etwas Abnormes in sich trugen. Zwei Männer. Betrachtet man all die Bilder und Texte, die stündlich ihren Weg in einschlägige Internet-Foren finden, dann sind sie wohl nur zwei von vielen ...
 
In diesem Badezimmer verlor Bernd Brandes in jener Nacht das Bewusstsein.
Die Hobby-Fotografin Lea Swantje hat das Haus des »Kannibalen von Rotenburg« zweimal besucht und dessen Zustand in einer eindrucksvollen Fotostrecke festgehalten. Außerdem gibt's hier auch die grausigen Details der Tatnacht: www.leaswantje.de.
 
 
 

Booktalk: Ein schonungsloser Einblick ins Milieu

Siggi, Kind der Arbeiterschicht im Ruhrpott, träumt vom großen Glück, von Geld, Macht und Erfolg abseits der Zechensiedlung. All das scheint zum Greifen nah, als der junge Kampfsportler erste Kontakte ins Rotlichtmilieu knüpft. Doch die schillernde Zukunft hat ihre Schattenseiten, und Siggi verliert sich schnell in einer Welt, die von Drogen und Gewalt bestimmt ist ...
 
»Mädchenschmerz«, der erste True Crime-Roman aus der Feder von Martin Krist, erzählt die Geschichte eines Jungen, die bewegender nicht sein könnte, und liefert gleichzeitig tiefe Einblicke ins Milieu. Dem Autor gelingt, woran viele andere scheitern: Authentizität. Passend dazu wählt er eine derbe Sprache, die den Leser noch tiefer in die Szene hineinversetzt. Kostprobe gefällig?

»Wir trugen fette Geldbündel in der Tasche, Gold am Hals und an den Fingern, wir waren besoffen vom Champagner und zugedröhnt mit Koks, einfach weil es schmeckte, weil wir es uns leisten konnten, weil es Spaß machte. Und zwar jedes Wochenende. 10.000 Mark an einem Wochenende mit den Weibern zu verpulvern war nichts besonderes. Ja, wir waren cool. Wir hatten geile Frauen. Die Welt lag uns zu Füßen. Denn nur wir verstanden zu leben. Wir fühlten uns wie die Größten. Die Party, die Kohle, die F**kerei. Wir waren die Größten.«

Wer Krist kennt, wird sich kaum wundern, dass er auch True Crime spannend und emotional verpacken kann. Kennst du ihn noch nicht, solltest du ihm und seiner grandiosen Schreibe unbedingt eine Chance geben. Für alle gilt also: Jetzt zuschlagen!
 
Hart. Realistisch. Spannend.
True Crime von Bestsellerautor Martin Krist.
 
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Highlight: Hoffnung durch Forschung

Mein Highlight des vergangenen Monats ist ein sehr persönliches. Etwa ein Jahr nachdem ich für meinen Psychothriller »Verborgene Schreie« einen Protagonisten geschaffen habe, der sich um seinen an Alzheimer erkrankten Vater kümmert, wurde bei meiner Mutter dieselbe Diagnose gestellt. Ein schwerer Schlag für unsere kleine Familie, dessen Auswirkungen uns jeden Tag aufs Neue herausfordern.
 
Umso mehr freut es mich, dass die Forschung rund um diese grauenhafte Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten derzeit enorme Fortschritte macht. Gleich mehrere neue Medikamente zeigen vielversprechende erste Studienergebnisse und könnten im kommenden Jahr neu zugelassen werden. Es gibt also Hoffnung – für mich, für meine Familie und für Millionen von Patienten und Angehörigen weltweit.
 
 
 
 
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