Wie viele Tonnen Erde passen in ein Grab? Wie lange dauert es, jemanden zu erdrosseln? Welche Merkmale weist eine Leiche auf, die für einige Zeit im Wasser lag? Würden sich die Behörden meinen Google-Verlauf ansehen, dann gäbe es wohl den ein oder anderen Erklärungsbedarf. 😉
Die Suchmaschine verschafft uns Autor:innen in der heutigen Zeit einen großen Vorteil: Schnell und rund um die Uhr lassen sich Fakten überprüfen, erhalten wir Einblicke in unterschiedlichste Bereiche des Lebens und der Wissenschaft, ja, können sogar digital an entlegene Orte reisen. 🌍
Wer allerdings einen Roman schreiben möchte, der nicht nur fachlich korrekt, sondern auch authentisch ist, für den ist es mit einer raschen Online-Recherche zumeist nicht getan. Denn Authentizität bedarf aller fünf Sinne – und einer enormen Bandbreite an Emotionen.
Welche Geräusche hört man nachts in der Wüste? Wie fühlt es sich an, mit den Fingern über die Dekokacheln der Lissabonner Kapelle Santa Luzia zu streichen? Welche Emotionen durchlebt ein Mensch, der zum ersten Mal eine Leiche sieht? Fragen dieser Art lassen sich nur aus erster Hand beantworten: von einem Menschen, der die entsprechende Erfahrung gemacht hat.
Das kann zum einen der/die Autor:in selbst sein. Ich zum Beispiel habe die oben genannten Orte besucht und kann mich auch noch sehr gut an "meine" erste Leiche erinnern. In vielen anderen Fällen greife ich auf die Erlebnisse Anderer zurück. So habe ich mich für »Lauernde Stimmen« mit Patienten, Ärzten und Pflegern im Maßregelvollzug unterhalten; für »Verborgene Schreie« mit Opfern emotionaler Gewalt.
Für »Mädchenschrei« (Den Klappentext gab's im Januar-Newsletter.) stehe ich aktuell im regen Austausch mit einem Psychologen, sowie mit einem Vater, dessen Kind auf tragische Weise starb. Beiden bin ich unendlich dankbar für die tiefen Einblicke, die sie mir gewähren – ohne sie wäre mein neuer Thriller nicht authentisch, mein Protagonist nicht nahbar. 🖤
Denn: Auch wenn Google uns Autor:innen den Faktencheck erleichtert, echte Recherche besteht aus Erleben, Zuhören und Verstehen.
P.S.: Du hast eine Frage zu meinem Alltag? Stell sie mir gerne!
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