the DARK side of life: Februar 2023
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Liebe Leserin, lieber Leser, 
 
»the DARK side of life« im Februar – deutlich später als geplant, weil mich zwei Viren nacheinander komplett außer Gefecht gesetzt und damit vorübergehend alles zum Erliegen gebracht haben. Dafür gibt es heute aber gleich vier eiskalte Killer und einen ganz exklusiven Einblick nur für Newsletter-Abonnenten: das Cover zu »Mädchenschrei«. Außerdem verrate ich dir, wie viel Recherche in meinen Thrillern steckt.
  
Ich wünsche dir viel Vergnügen!
 
 
 
 
 

Behind the Scenes: Wie recherchiere ich?

Wie viele Tonnen Erde passen in ein Grab? Wie lange dauert es, jemanden zu erdrosseln? Welche Merkmale weist eine Leiche auf, die für einige Zeit im Wasser lag? Würden sich die Behörden meinen Google-Verlauf ansehen, dann gäbe es wohl den ein oder anderen Erklärungsbedarf. 😉
 
Die Suchmaschine verschafft uns Autor:innen in der heutigen Zeit einen großen Vorteil: Schnell und rund um die Uhr lassen sich Fakten überprüfen, erhalten wir Einblicke in unterschiedlichste Bereiche des Lebens und der Wissenschaft, ja, können sogar digital an entlegene Orte reisen. 🌍
 
Wer allerdings einen Roman schreiben möchte, der nicht nur fachlich korrekt, sondern auch authentisch ist, für den ist es mit einer raschen Online-Recherche zumeist nicht getan. Denn Authentizität bedarf aller fünf Sinne – und einer enormen Bandbreite an Emotionen.
 
Welche Geräusche hört man nachts in der Wüste? Wie fühlt es sich an, mit den Fingern über die Dekokacheln der Lissabonner Kapelle Santa Luzia zu streichen? Welche Emotionen durchlebt ein Mensch, der zum ersten Mal eine Leiche sieht? Fragen dieser Art lassen sich nur aus erster Hand beantworten: von einem Menschen, der die entsprechende Erfahrung gemacht hat.
 
Das kann zum einen der/die Autor:in selbst sein. Ich zum Beispiel habe die oben genannten Orte besucht und kann mich auch noch sehr gut an "meine" erste Leiche erinnern. In vielen anderen Fällen greife ich auf die Erlebnisse Anderer zurück. So habe ich mich für »Lauernde Stimmen« mit Patienten, Ärzten und Pflegern im Maßregelvollzug unterhalten; für »Verborgene Schreie« mit Opfern emotionaler Gewalt.
 
Für »Mädchenschrei« (Den Klappentext gab's im Januar-Newsletter.) stehe ich aktuell im regen Austausch mit einem Psychologen, sowie mit einem Vater, dessen Kind auf tragische Weise starb. Beiden bin ich unendlich dankbar für die tiefen Einblicke, die sie mir gewähren – ohne sie wäre mein neuer Thriller nicht authentisch, mein Protagonist nicht nahbar. 🖤
 
Denn: Auch wenn Google uns Autor:innen den Faktencheck erleichtert, echte Recherche besteht aus Erleben, Zuhören und Verstehen.
 
P.S.: Du hast eine Frage zu meinem Alltag? Stell sie mir gerne!
 
 
 

True Crime: Nachtschicht in Pavillon 5

»Bitte!« Die 77-Jährige ist so blass wie das Laken des Krankenbetts. Sie stöhnt, hat zweifellos schier unerträgliche Schmerzen. »Ich kann nicht mehr. Bitte erlösen Sie mich!«
Waltraud Wagner tut ihr den Gefallen. Sie verabreicht eine Überdosis Morphium.
 
So fing es an, 1983. Zumindest behauptet das Wagner, als sie sechs Jahre später in einem Verhörraum sitzt und über ihre Zeit als Stationshilfe im Lainzer Allgemeinen Krankenhaus spricht. Ob es sich bei ihrem ersten Mord tatsächlich um einen (wenn auch moralisch höchst fragwürdigen) Akt der Nächstenliebe handelte, lässt sich nicht überprüfen. Sicher ist: Wagner fand schnell Gefallen an der Macht über Leben und Tod. Und sie war damit nicht allein ...  
 
In den 80er-Jahren ist das Klinikum Lainz eines der größten und renommiertesten Krankenhäuser Wiens. Hier arbeiten eloquente Ärzte, Spezialisten auf ihrem Gebiet. Hier wird die Prominenz behandelt. Aber schon damals gibt es zu wenig ausgebildetes Pflegepersonal – ein Mangel, der sich insbesondere auf den weniger „glanzvollen“ Stationen bemerkbar macht.
 
Station D, Pavillon 5, beherbergt vorwiegend Patient:innen über 70, viele von ihnen unheilbar krank. Sie benötigen Hilfe beim Essen, beim Waschen, beim Toilettengang. Oft fehlt dem Personal für mindestens eins davon die Zeit. Im Flur und den Zimmern riecht es nach Kot, Urin und Schweiß. Menschen weinen und schreien. Erliegen ihren Leiden. Nicht jeder erträgt es, hier zu arbeiten. Waltraud Wagner ist 23, als sie 1982 auf dieser Station beginnt.
 
Sie wäre lieber Krankenschwester geworden. Als Stationshilfe darf sie rein rechtlich keine medizinischen Aufgaben übernehmen. Doch in Pavillon 5 nimmt man es mit diesem Gesetz nicht so genau. Hier geben auch die Untersten in der Hierarchie Tabletten aus, verabreichen sogar Injektionen. Der Zeitmangel. Es geht nicht anders. Ein Glück für Waltraut Wagner. 
 
Während unzählige Kolleginnen an dem immensen Druck zerbrechen, macht ihr das gar nichts aus. Sie ist immer als eine der Ersten da, hat ein Lächeln auf den Lippen, spendet aufmunternde Worte. Die Anderen können sich nicht so recht erklären, wie sie das schafft. Und noch etwas scheint unbegreiflich: Wagner weiß manchmal im Voraus, dass ein bestimmter Patient bald stirbt.Kein Zufall – auch wenn man es jahrelang als solchen abtut. Wagner ist zur Serienmörderin geworden. »Diejenigen, die mir auf die Nerven gingen«, soll sie später im Verhör gesagt haben, »wurden direkt in ein freies Bett an der Seite des Herrn geschickt.«
 
Es scheint das perfekte Verbrechen: In einer Station voller Todkranker fällt die ein oder andere weitere Leiche kaum auf. Zumal sich die Stationshilfe verschiedenster Mordmethoden bedient, um die Taten zu verschleiern. Mal ist es ein Schlafmittel, dann Insulin, manchmal eine eigens entwickelte und besonders perfide Technik: Wagner hält dem Patienten die Nase zu und gießt Wasser in seine Kehle, bis er es einatmet und qualvoll stirbt. »Mundspülung«, notiert sie in der Akte.
 
Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge sind üblicherweise auf natürliche Ursachen zurückzuführen und auf einer Station wie Pavillon 5 keine Seltenheit. Doch ab 1987 häufen sich die Todesfälle. Spekulationen werden laut, eine interne Ermittlung gibt es jedoch nicht. Obwohl in Wagners Schichten bis zu sechsmal mehr Patient:innen sterben als im Jahresdurchschnitt der anderen, bringt sie kaum einer mit den Toten in Verbindung. 
 
Das liegt auch daran, dass die mittlerweile 28-Jährige längst nicht mehr allein zu Gange ist. Nach und nach hat sie drei weitere Täterinnen rekrutiert: Irene Leidolf, Stefanija Meyer und Maria Gruber, ebenfalls Stationshilfen, töten auf ihr Geheiß und nach ihren Methoden. Die »Engel des Todes«, wie man die vier Frauen später nennt, herrschen in Pavillon 5 mit eiserner Hand – werden mit der Zeit allerdings nachlässig. 
 
Am 7. April 1989 werden sie schließlich doch verhaftet. Nachweisen kann man ihnen insgesamt 42 Morde, Experten gehen jedoch von etwa 300 Opfern aus. Im März 1991 stehen die vier Täterinnen vor Gericht: Waltraut Wagner und Irene Leidolf werden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt, Stefanija Meyer und Maria Gruber zu jeweils 15 Jahren. 
 
Weil »lebenslänglich« in Österreich aber nicht »für den Rest des Lebens« bedeutet (ebenso wenig wie bei uns), sind alle Vier längst wieder auf freiem Fuß. Sie leben an unbekannten Orten unter neuen Identitäten.
 
 
 
 
 

Highlight: Cover-Reveal

Es ist eins der schönsten Gefühle der Welt: Das eigene Buch in Händen zu halten. Einen ersten Vorgeschmack darauf erhält man, wenn die Zusammenarbeit mit dem Grafikdesigner Früchte trägt und das Gewand für das neue Werk feststeht. Diese Freude möchte ich heute mit dir teilen. ☺️
 
Deshalb hier und jetzt, ohne weitere Umschweife: So wird er aussehen, mein nächster Roman! 🖤 Was sagst du dazu?
 
Cover Mädchenschrei von Buchcoverdesign.de
 
 
 
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